[ Einleitung ]
In der Zeit ab etwa 1550 - in der Kunst beginnt sich nun der Barockstil zu entwickeln und auszubreiten - setzt ein stürmischer Aufschwung der Mathematik ein. Es beginnen sich in Bezeichnungstechnik und Rechentechnik die heute noch üblichen Methoden herauszubilden und zu verbreiten, man kommt aber auch an mathematischen Kenntnissen bereits weit über den Stand der antiken Mathematik hinaus. Die wohl wichtigste mathematische Errungenschaft dieser Zeit ist die Entwicklung der analytischen Geometrie, durch die jetzt - im Gegensatz zu den Griechen, die die Algebra geometrisierten und deshalb auf Schwierigkeiten stießen, über die sie nicht mehr hinauskamen - die Geometrie algebraisiert wird. Damit war die Grundvoraussetzung für die Entstehung der Infinitesimalrechnung geschaffen. Diese selbst wurde erst etwas später entdeckt, es wurden aber zahlreiche Vorarbeiten für sie geleistet, so daß sie schließlich dann sozusagen schon "in der Luft" lag und in wenigen Jahrzehnten zu erstaunlicher Höhe geführt werden konnte (wozu auch beigetragen hat, daß die Rechentechnik durch die Entdeckung der Logarithmen einen weiteren großen Sprung nach vorne machte). Schließlich begann nun auch die Anwendung der Mathematik auf naturwissenschaftliche und technische Probleme in größerem Ausmaß an Raum zu gewinnen. In die Barockzeit fällt nämlich auch die Entstehung der modernen Physik, als deren Geburtsstunde die Einführung des Experimentes als zentrales methodisches Hilfsmittel durch Galileo Galilei anzusetzen ist. Auf dem Gebiet der Algebra und der eigentlichen Geometrie hingegen sind so großartige Fortschritte nicht festzustellen. [Dort verläuft die Entwicklung eher zögernd, und es gibt, trotz hervorragender Einzelleistungen, keine wesentlichen neuen Ergebnisse. In die Barockzeit fallen aber die Anfänge eines Gebietes, das heute von zentraler Bedeutung für die Anwendungen der Mathematik ist, nämlich der Wahrscheinlichkeitsrechnung.]
An dieser Entwicklung ist eine große Anzahl von Gelehrten aus verschiedenen Ländern beteiligt. Die Zahl der Forscherpersönlichkeiten, die mit bemerkenswerten Leistungen auf dem Gebiet der Mathematik verbunden sind, ist in diesem Zeitraum schon sehr groß.
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