Renaissance

[ Einleitung ]

Ein Ausschnitt aus Euklids "Elementen", Erstausgabe Venedig 1482.

Die Renaissance beginnt um 1400. Die beiden großen Ordnungsmächte des Mittelalters, Kaisertum und Papsttum, und die Leitidee vom Reich Gottes auf Erden, das durch diese beiden Mächte gewährleistet wird, verlieren allmählich an Einfluß. Der Mensch strebt nach Freiheit des Denkens, der Meinungsäußerung und des Glaubens. Man beginnt, neue Quellen für die Weltanschauung heranzuziehen, indem man wieder auf die Uberlieferung der Antike zurückgreift. Dieses Zurückgreifen wirkt sich zunächst in der Kunst aus, geht dann auf die Philosophie über und erfaßt schließlich auch die Naturwissenschaften und die Mathematik. Die Entwicklung nimmt ihren Ausgang in Italien, verstärkt durch die Einwanderung byzantinischer Gelehrter, und erfaßt allmählich auch das übrige Europa. Die Scholastik wird dadurch immer weiter zurückgedrängt. Gegenüber der reinen Gelehrsamkeit treten nun praktische Gesichtspunkte stark in den Vordergrund, auch auf dem Gebiet der Mathematik. Die Erfindung der Buchdruckerkunst (um 1440) ermöglicht eine wesentlich raschere Verbreitung von Information, und die Erfindung der Algorithmen für die Grundrechnungsarten sowie ihre Verbreitung in weiten Kreisen ermöglichen die rechnerische Behandlung von Problemen der Naturwissenschaft, aber auch des Gewerbes und des Handels. So wird eine neue Basis für Naturwissenschaft, Technik und Wirtschaft geschaffen. In diesem Sinne kann man die Erfindung der Buchdruckerkunst und die Erfindung der Algorithmen für die vier Grundrechnungsarten als das eigentliche Ende des Mittelalters und als den eigentlichen Beginn der Neuzeit ansehen.

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