Aufklärung

[ Zeitgenossen Eulers ]

Zur Zeit Eulers wirkten noch einige andere bedeutende Mathematiker in Europa. Der führende Mathematiker in Frankreich war Jean le Rond d'Alembert (um 1750). Dieser war sozusagen der Chefmathematiker der französischen Aufklärung und stand in engem Kontakt mit Diderot und Voltaire. Er vollbrachte bedeutende Leistungen auf verschiedenen Gebieten der Mathematik. So versuchte er bereits einen Beweis des Fundamentalsatzes der Algebra (der ihm allerdings nicht gelang), betrachtete komplexe Funktionen der Gestalt (z komplexe Variable, a eine komplexe Zahl) und fand die Cauchy-Riemannschen Differentialgleichungen der Funktionentheorie. Er erkannte bereits klar die Schwierigkeiten, die in der damals - insbesondere auch bei Euler - in der Analysis üblichen Verwendung der Differentiale liegen. Diese Differentiale werden als unendlich kleine Größen betrachtet, also je nach Bedarf als Null oder der als von Null verschieden angenommen. D'Alembert führte aus, daß man diese Schwierigkeiten durch Verwendung des Grenzwertbegriffes vermeiden könne, den er schon einigermaßen einwandfrei definierte. Auch das "unendlich Große,' definierte er durch einen Grenzübergang. [Die Ideen d'Alemberts im Hinblick auf den Grenzwertbegriff begannen sich aber erst im 19. Jahrhundert - nachdem der Grenzwertbegriff durch Cauchy exakt definiert worden war - allgemein durchzusetzen.] Sehr bekannt ist heute d'Alembert durch das d'Alembertsche Prinzip der Mechanik: Die inneren Kräfte in einem in Bewegung befindlichen System starrer Körper befinden sich im Gleichgewicht. Dieses Prinzip ist in seiner berühmten Abhandlung "Traité de dynamique" enthalten. D'Alembert schrieb aber auch noch verschiedene andere Abhandlungen über physikalische Probleme. Insbesondere führten ihn seine Untersuchungen von schwingenden Saiten auf die partielle Differentialgleichung der schwingenden Saite , für die er 1747 die bekannte allgemeine Lösung mittels zweier willkürlicher Funktionen angab.

Auch Alexis Claude Clairaut war ein bedeutender französischer Mathematiker der Aufklärung (er lebte ebenfalls um 1750). Von Clairaut stammt die erste Arbeit zur Differentialgeometrie der Raumkurven, welche gleichzeitig die erste Abhandlung zur räumlichen analytischen Geometrie darstellt. Von ihm stammt auch das bekannte Kriterium, ob ein gegebenes Differential exakt ist, er kennt schon die Anfangsgründe der Potentialtheorie und entdeckte die "Clairautsche Differentialgleichung", eine der ersten Differentialgleichungen mit singulären Lösungen, die näher untersucht wurde.

Schließlich erwähnen wir noch den Schweizer Johann Heinrich Lambert (um 1760), der an der Akademie Friedrichs des Großen in Berlin wirkte. Lambert unternahm einen Versuch, das Parallelenpostulat zu beweisen, und leistete damit Vorarbeiten zur Entdeckung der nichteuklidischen Geometrie. Er bewies als erster die Irrationalität von p und führte die moderne Bezeichnungsweise für die hyperbolischen Funktionen in Anlehnung an die Bezeichnungsweisen für die trigonometrischen Funktionen ein.

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