Renaissance

[ Die Rechenmeister ]

Bei der Verbreitung der Algorithmen für die vier Grundrechnungsarten und bei deren praktischer Anwendung spielten die Rechenmeister eine entscheidende Rolle. Eine der wichtigsten dieser Anwendungen ist die doppelte Buchführung, die im 15. Jahrhundert in Italien erfunden wurde. Die Rechenmeister, weiche so wie die verschiedenen

Arten von Handwerkern eine eigene Zunft bildeten, verfaßten auch populäre Bücher über das Rechnen und seine Anwendungen, nicht in Latein, sondern in der jeweiligen Muttersprache. In Italien, wo diese Entwicklung ihren Ausgang nahm, sind die wichtigsten derartigen Bücher der "Libro de Abachol' von Piero Borghi und die "Summa de Arithmetica, Geometria, Proportioni e Proportionalitä" von Luca Pacioli. Die bekanntesten und bedeutendsten deutschen Rechenmeister sind Johannes Widmann (um 1490), Adam Ries (um 1520), Christoff Rudolff (um 1520) und Michael Stifel (um 1540). Alle vier verfaßten Bücher in deutscher Sprache über das elementare Rechnen, leisteten aber auch Beiträge zur Entwicklung der Mathematik. z.B. ist das Buch von Widmann das erste gedruckte Buch, in welchem die Zeichen + und erscheinen. Christoff Rudolff, der einen Großteil seines Lebens in Wien verbracht hat, schrieb eines der ersten gedruckten Werke, in dem Dezimalbrüche und unser Wurzelzeichen verwendet werden. Michael Stifel erfaßt in seinem Werk "Arithmetica integra" erstmals das Wesen der negativen Zahlen vollständig. Es wird darin z.B. ausdrücklich festgestellt, daß die negativen Zahlen kleiner als Null sind. Es werden auch schon quadratische Gleichungen mit negativen Koeffizienten behandelt. Numerische Berechnung von Wurzeln (bis zur siebenten Wurzel), das Rechnen mit Potenzen, sowie Logarithmen zur Basis 2 (in verkappter Form) kommen darin ebenfalls vor. Außer in Deutschland und Italien traten Rechenmeister natürlich auch in anderen Ländern auf.

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